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August 2021
Die Monate mit meiner pflegebedürftigen Mutter waren Zeiten der Fürsorge, des Kummers, des Loslassens, der Erkenntnis und der Dankbarkeit. Im Februar hat sich meine 97-jährige Mutter auf ihre letzte Reise begeben und ich hoffe, dass sie gut im Licht angekommen ist. Die Liebe bleibt und verbindet uns.
Auf meinen alltäglichen Spaziergängen suche ich Orte der Ruhe und der Inspiration auf. Diese finde ich auch auf dem Friedhof mit seinen prächtigen Bäumen, den bunten Gräbern, den in Stein gemeisselten Kunstwerken und den vielen Tieren, welche sich fliegend und kriechend zeigen. Die nähere Umgebung mit den Sommerfeldern, dem kühlenden Wald, dem belebten Mösli oder Cholmoos lockt und entspannt mich. Sobald ich einen Naturraum intensiv betrete, komme ich mit vielen Kräften in Berührung. Ich spüre eine Verbindung mit den Dingen hinter den Dingen. Letztendlich ist der Glaube die Brücke zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren, zwischen dem, was die Sinne erfassen, und dem, was die Intuition erspürt.
Die Alpen und die Voralpen verführen mich wieder zu mehrstündigen Touren. Wie befreiend, wenn sich nach der ersten Stunde des inneren Monologs Stille einstellt, sich die Sinne neu justieren und mich die Natur staunen lässt. Da spielen die manchmal schmerzenden Füsse oder der rucksackbepackte Rücken eine Nebenrolle.
Hauptsache: Schritt für Schritt unterwegs mit Hingabe, d.h. sinnlich erfassend und intuitiv erspürend. Schön, wenn ich wandernd mit anderen «im goldenen Schritt» unterwegs sein darf.
Mai 2020
Die Corona Zeit lässt auch mich innehalten. Die Bedeutung des Goldenen Schritts hat sich verlagert, verdichtet. Gruppenwanderungen sind aufgeschoben, jedoch nicht aufgehoben!
Meine Schritte sind langsam geworden. Mit der pflegebedürftigen 96jährigen Mutter am Arm, sie lebte bis am 29.4.2020 im Alters- und Pflegeheim und nun bei meinem Mann und mir, bin ich unterwegs vom Schlafzimmer ins Badezimmer, ins Wohnzimmer und zurück. Jeder Schritt will bewusst aufgesetzt werden, jeder Schritt ist langsam und sorgsam. Wenige Schritte sind draussen im Garten möglich, doch da ist eine Fülle, welche entdeckt werden kann. Ich staune, dass Kleinigkeiten an Bedeutung gewinnen: der Schmetterling an der Hauswand, der seine Flügel trocknet; Wassertropfen auf Blättern, in welchem sich das ganze Universum spiegelt; der allabendliche Gesang der Amsel auf der Spitze der Tanne; im Kiesplatz die wild heranwachsenden Pflanzen, die sich diesen Ort zum Gedeihen ausgesucht haben. Das Grosse ist im Kleinen zu finden!
Das Gehen im nahen Umfeld beruhigt die Gedanken und Wunsch und Abneigung verlieren ihre Macht. Dasein, jetzt, das Leben spüren, das ist das, was ankommen lässt.
Auch in Corona Zeiten ist die wundersame Kraft des Goldenen Schritts eine Wohltat von Fuss bis Kopf.
So wünsche ich uns allen ein gesundes Bewusstsein für das, was wichtig ist, besonders in schwierigen Zeiten. Mit grosser Vorfreude auf zukünftige gemeinsame Wanderungen.
WANDERAUSZEIT Margrit Tanner-Stutz, wandern@wanderauszeit.ch, +41 79 772 99 70